Saab 9-5 SportCombi 2011: Der Kombi, der nie eine Chance bekam

Der Saab 9-5 SportCombi von 2011 ist mehr als nur ein Auto, das nie in Serie ging – er steht sinnbildlich für das tragische Ende einer der eigenständigsten Marken Europas. Er verkörpert den Traum von Innovation, Design und Ingenieurskunst, der in den letzten Jahren unter General Motors nach und nach erlosch.

Der Anfang einer geplatzten Vision

Bereits Anfang der 2000er-Jahre begann Saab mit der Planung einer neuen 9-5-Generation. Das Projekt sollte auf einer modernen Premium-Plattform basieren, die innerhalb des GM-Konzerns gemeinsam von Saab, Cadillac und Buick genutzt werden sollte. Fiat war als technischer Partner vorgesehen, die Grundlage bildete die Architektur, die später unter Alfa Romeo-Modellen wie 159, Brera und Spider (Typ 939) bekannt wurde.

Doch was als ambitioniertes, markenübergreifendes Projekt begann, scheiterte an den üblichen GM-Problemen: interner Konkurrenz, Kostendruck und mangelndem Vertrauen in Saab als Premiummarke. Die Plattform wurde gestrichen – und damit verlor Saab die Basis für seine geplante Modelloffensive.

In der Folge musste der alte 9-5 mehrfach überarbeitet werden, um überhaupt konkurrenzfähig zu bleiben. Erst im Jahr 2009 war es schließlich soweit: Der neue Saab 9-5 feierte online Premiere und wurde kurz darauf auf der IAA in Frankfurt vorgestellt.

Hoffnung und Krise zugleich

Der Marktstart, ursprünglich für Herbst 2009 vorgesehen, verzögerte sich durch die angespannte Finanzlage. Als die Limousine schließlich Mitte 2010 zu den Händlern kam, reichte das Angebot von rund 33.700 € für das Basismodell mit 1,6-Liter-Turbo bis hin zu etwa 70.000 € für den kraftvollen 2.8T Aero.

Trotz starker Resonanz in der Presse konnte Saab die Erwartungen nicht erfüllen. Immer wieder stand die Produktion still – Zulieferer stoppten ihre Lieferungen, weil Rechnungen unbezahlt blieben. Der einst so stolze Hersteller war inzwischen in einem Kreislauf aus Schulden, Eigentümerwechseln und Produktionsunterbrechungen gefangen.

Der nie gebaute Traum vom Kombi

Inmitten dieses Chaos arbeitete Saab an der lang erwarteten Kombiversion, dem 9-5 SportCombi. Der elegante Touring sollte das Modellprogramm abrunden und die Kundschaft zurückgewinnen, die Saab einst für seine praktischen, designstarken Kombis geliebt hatte.

Die Serienfertigung war ursprünglich für Ende 2011 geplant, wurde aber auf Anfang 2012 verschoben – ein Termin, den Saab nie erleben sollte. Im Dezember 2011 war das Unternehmen zahlungsunfähig. General Motors verweigerte dem neuen Eigentümer die notwendigen Produktionslizenzen und blockierte damit endgültig den Serienstart.

Lediglich 33 Vorserienfahrzeuge entstanden, die später in Schweden versteigert wurden. Diese wenigen Exemplare sind heute begehrte Sammlerstücke – nicht wegen ihrer Leistung oder Technik, sondern wegen ihrer Geschichte.

Das Vermächtnis eines untergegangenen Herstellers

Insgesamt wurden von der zweiten Generation des Saab 9-5 nur rund 11.280 Fahrzeuge produziert – eine verschwindend geringe Zahl, gemessen an den Ambitionen der Marke. Der SportCombi sollte eigentlich die Rettung bringen: ein formvollendeter Kombi mit typischem Saab-Charakter, skandinavischem Purismus und dem gewissen Quäntchen Ingenieursverrücktheit.

Doch stattdessen wurde er zum Symbol einer verpassten Chance. Der 9-5 SportCombi erinnert daran, dass Saab nicht an mangelnder Kreativität, sondern an strategischen Fehlentscheidungen und Konzernpolitik scheiterte.

Heute steht er für das, was Saab immer auszeichnete: eigenständiges Design, technische Raffinesse – und den Mut, anders zu sein. Ironischerweise war es genau dieser Mut, der in der Welt von GM keinen Platz mehr hatte.